Recht hat er, dieser Samuel. Nicht umsonst ist er direkt nach einem gewissen Shakespeare der meistzitierte Autor Englands. Und was er da 1777 von sich gab, gilt ohne Zweifel auch heute noch: Wem bei einem Städtetrip nach London langweilig wird, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Das Problem ist eher: Welche Sehenswürdigkeiten in London schaue ich mir an? Gerade, wenn nur Zeit für einen Wochenendtrip ist. Und was sollte ich in London nicht tun?
Die absoluten Klassiker wie Westminster Palace samt Big Ben, London Eye, Trafalgar Square, Westminster Abbey oder den Buckingham Palace überspringen wir mal. Dafür haben wir für euch eine kleine Auswahl mit den besten Tipps und Alternativen für euren Kurztrip nach London zusammengestellt. Und dabei darauf geachtet, dass die meisten unserer Reisetipps auch für den schmalen Geldbeutel geeignet sind.
Sehenswürdigkeiten in London: die Top 5 für die Städtereise
1. Der Mittelpunkt des Britischen Empires
Auf einer gerne übersehenen Verkehrsinsel vor dem Trafalgar Square thront die Reiterstatue von König Charles I. Dahinter, noch etwas versteckter, findet ihr auf dem Boden eine Bronzeplakette. Was die wenigsten wissen: Sie markiert die historische Mitte London – und damit des ganzen Britischen Empires. Genau von hier werden sämtliche Entfernungen von und nach London gemessen, egal ob Manchester oder Mumbai. Bis der Name aus PR-Gründen für eine neue Bahnstation samt Luxus-Hotel umzog, trug diese Stelle übrigens den Namen “King’s Cross”.
2. Kultur for free
Fast zu gut, um wahr zu sein: London hat Museen von Weltformat, für die es sich alleine lohnt, die Städtereise nach London zu unternehmen – und: die dazu noch kostenlos sind! Für wirklich jeden Geschmack ist etwas dabei. Zum Beispiel:
- Das British Museum: Weltweit das erste öffentliche Nationalmuseum.
- Das Science Museum: Die größten wissenschaftlichen Errungenschaften der letzten 300 Jahre interaktiv zum Mitmachen.
- Die National Gallery: Rembrandt und Ruben für keinen müden Rubel – wo gibt’s sowas schon?
- Das Imperial War Museum: Tolle und lehrreiche Ausstellungen, vor allem über die ersten beiden Weltkriege.
- Das Museum of London: Das größte städtische Museum der Welt erzählt die spannende Geschichte der Stadt.
- Das Natural History Museum: Hier findet ihr neben einer 40 Millionen Jahre alten Spinne Blauwale und Dinosaurier in Lebensgröße.
- Das Victoria & Albert Museum: 3000 Jahre Kunst, Design und Geschichte vereint an einem Ort.
- Das Tate Modern: Zeitgenössische Kunst in großartiger Location: einem alten Heizwerk direkt an der Themse.
Wenn ihr möchtet (und es nur regnen sollte), könnt ihr aus eurer Städtereise nach London einen reinen Museums-Marathon machen.
3. Londons Märkte
Hipster, Vintage, Retro – auf dem Brick Lane Flea Market findet ihr das alternative London in Reinform. Wenn man sich das Publikum so anschaut, ist es wenig überraschend, dass das London College of Fashion direkt um die Ecke ist. Inmitten von von jungen, hippen Londonern könnt ihr durch Second-Hand-Möbel und Old-School-Klamotten stöbern, meist alles sehr bezahlbar. Dazu natürlich auch der übliche Flohmarktkrempel und Elektronik. Und für den Hunger: leckere Curries. Früher trieb sich hier übrigens Jack The Ripper herum. Neben dem Brick Lane Flea Market gibt es noch viele weitere interessante Märkte in London: Beispielsweise den Borough Market (super Essen), den Camden Market (riesig), den Portobello Road Market (Drehort für “Notting Hill”) oder den Maltby Market (noch ein Insider).
4. Speakers’ Corner im Hyde Park
Der Hyde Park bietet eine willkommene Verschnaufpause, wenn ihr ein wenig Ruhe sucht. Hier zeigt sich London von seiner grünen Seite. Und wenn ihr bei eurem Wochenendtrip an einem Sonntag im Hyde Park vorbeischaut, macht unbedingt am Speakers’ Corner am nordöstlichen Ende des Parks Halt. Zugegeben, auch viele Freaks stellen sich hier auf ihre selbst mitgebrachten Kisten und schwingen skurrile Reden – aber immer witzig, ihnen zu lauschen. Das haben hier sogar schon Karl Marx, Lenin oder George Orwell getan.
5. Das Pub an der Ecke
Für viele Engländer gehört das After-Work-Pint zum Abend wie die Queen zum Buckingham Palace. Rund 5.000 Pubs (übrigens die Abkürzung für „public houses“) verteilen sich über die Stadt. Viele sogar mit eigenen Mikrobrauereien. Sie sind traditionell ein Treffpunkt für Londoner aus allen sozialen Schichten. Einfach mal in der Pub an der Ecke einkehren und mit echten Londonern anstoßen. Cheers!
Coole Szeneviertel in London
Peckham
Das Viertel Peckham im Süden der Stadt ist das derzeit wohl angesagteste In-Viertel Londons. Hinter der Rye Lane, der Hauptstraße und Einkaufsmeile, versteckt sich in einem leerstehenden Parkhaus und einer Lagerhausruine ein kleines Hipster-Refugium mit angesagten Bars, Nachtclubs, Cafés und Galerien. Das vermutet man bei der Ankunft an der Metro-Station erst einmal nicht: Durch die exotischen Gerüche der vielen Afro-Shops hat man eher das Gefühl, in Nigeria gelandet zu sein.
Hackney
Früher galt Hackney als das Armenhaus Londons, die Lower und Upper Clapton Road trug gar den Spitznamen “Murder Mile”. Dann zogen die günstigen Mieten in den leerstehenden Lagerhäusern immer mehr Künstler hierher. Heute ist der Stadtteil im Nordosten Londons ein quirliges, hippes und buntes Viertel. Neben Galerien und Öko-Cafés lockt der Broadway Market (Mode und allerlei Second-Hand) die Leute nach Hackney. Und wenn euch trotz aller Lebensfreude, die ein Viertel wie Hackney so versprüht, das englische Regenwetter einmal aufs Gemüt schlägt, hört euch einfach diesen Song der Londoner Indie-Band “Great Cynics” über ihre Heimat Hackney an.
Stoke Newington
“Stokey”, wie es seine Bewohner gerne nennen, ist ein kleiner Teil von Hackney und das perfekte Viertel, wenn ihr London mit Kindern besucht. Seine süßen Independent-Spielwaren- und Buchläden und die kleinen Parks und Spielplätze machen es zu einem Mekka für eure Kids. Natürlich gibt es auch für Erwachsene genügend Unterhaltung.
Anfahrt zur Städtereise nach London
London liegt zwar auf einer Insel, ist aber völlig problemlos per Auto zu erreichen. Die schnellste Fähre fährt von Calais (Frankreich) nach Dover (ca. 1,5 Stunden), dazu habt ihr Optionen aus den Niederlanden oder Belgien. Wer früh bucht, kann sparen.
Alternative für Autofahrer ist der Eurotunnel. Hier bringt euch ein Transportzug samt Gefährt von Coquelles (nahe Calais) auf die Insel: Nach der rund 40-minütigen Fahrt durch den längsten Unterwassertunnel der Welt (37 Km) erreicht ihr Folkstone in England. Achtung: Ab jetzt herrscht Linksverkehr.
Von A nach B: Zu den Sehenswürdigkeiten in London
London ist mehr Region als Stadt, rund acht Millionen Menschen leben hier. Das merkt ihr zu Stoßzeiten am Gedränge in der Tube, dem ältesten und einem der größten U-Bahn-Netze der Welt, wenn sich gefühlte sieben der acht Millionen in die Waggons quetschen. Auf jeden Fall eine Erfahrung wert. Zum Laufen sind die Distanzen in London meist ohnehin zu groß. In London sind die U-Bahnen nach Himmelsrichtungen benannt: Northbound, Eastbound, Southbound und Westbound. Ziemlich praktisch, so wisst ihr immer, ob ihr in die richtige Richtung unterwegs seid.
Egal, ob ihr euch in die Tube quetscht oder mit Bussen oder Straßenbahnen unterwegs seid: Es empfiehlt sich auf jeden Fall, eine aufladbare Oyster Card zu besorgen. Mit dieser Prepaid-Karte für den ÖPNV sind die Einzelfahrten wesentlich günstiger und eure Ausgaben pro Tag haben einen “Cap”, sind also gedeckelt – egal wie viele Fahren ihr unternehmt. In den Zonen 1–2, dem Zentrum Londons mit den meisten SIghtseeing-Hotspots, sind das rund sieben Pfund. Mit der Visitor Oyster Card gibt es sogar noch Rabatte auf einige der Sehenswürdigkeiten. Wer richtiges Hardcore-Sightseeing betreiben möchte, für den kann sich auch ein London Pass lohnen.
Und sonst?
Parken
Mit dem Auto nach London zu kommen, ist kein Problem – es dann abzustellen schon. Pro angefangene Stunde zahlt ihr im Parkhaus gerne acht Pfund. Und ganz vorsichtig sollte man mit dem Falschparken sein, da verstehen die Briten keinen Spaß und man wird schnell “clamped”. Bedeutet: Ihr bekommt eine Kralle um den Reifen, von der euch nur eine gnadenlose Privatfirma für Beträge ab 100 Pfund befreit. Autsch!
Essen
Man verbindet die britische Küche nicht unbedingt mit kulinarischen Hochgenüssen – eher mit frittiertem Frühstück und Fish & Chips. Warum aber auch nicht mal? Gehört schließlich zum London-Besuch dazu. Wir empfehlen dafür die “Golden Union Fish Bar”. Wenn es etwas hochwertiger, aber noch bezahlbar sein soll, haltet nach sogenannten “Set Lunch Offers”, “Early Dinner Offers”, oder “Pre-Theatre Menus” Ausschau. Viele wirklich gute Restaurants, teils mit Michelin-Stern, bieten hier für 18–30 Pfund leckere Gänge-Menüs, oft sogar inklusive Weinbegleitung. Einzige Einschränkung: Ihr müsst den Platz nach spätestens zwei Stunden wieder räumen.
Zum Vergleich (und falls ihr wegen zu dicker Portmonees schon Rückenprobleme habt): Beim Japaner „Nobu“ oder im „Coya“, einem peruanisches Nobelrestaurant in Piccadilly, kann man locker 200 Pfund für ein Abendessen loswerden – pro Kopf.
Der englische Humor
Egal wie seriös die Person wirken mag, ob Wissenschaftler, Politiker oder Polizist: Eine ordentliche Portion Humor gehört in England zu jeder Unterhaltung dazu (Ok, Falschparken mal ausgenommen). Und da den Deutschen auf der Insel der Ruf vorauseilt, zu Witz und Ironie völlig unfähig zu sein, betrachtet es bei eurem London-Besuch doch als schöne Herausforderung, ein paar Einheimische zum Lachen zu bringen.
Ihr seht: London wird euch nicht langweilen. Und wir hoffen, ihr könnt nach eurer Städtereise genau das gleiche Resümee ziehen wie der gute Samuel Johnson:
BlaBlaCar wünscht euch viel Spaß in London!